Verbände haben Zweifel, dass der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler einzuhalten sein wird.
Ab dem Schuljahr 2026/2027 sollen zunächst alle Erstklässler in Deutschland eine Betreuungsgarantie an der Grundschule, im Hort oder in einer anderen Einrichtung erhalten. Bis 2030 steigt der Anspruch gestaffelt für alle Grundschüler bis zur 4. Klasse an.
„Aus Sicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes wird der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung weder mit dem Beginn der schrittweisen Einführung im Jahr 2026 noch im Jahr 2030 flächendeckend umzusetzen sein“, sagte dessen Hauptgeschäftsführer André Berghegger der „Bild“. Grundsätzlich sei das Ziel einer Ganztagsbetreuung richtig und werde von den Kommunen auch geteilt.
„Aber ein Rechtsanspruch, der nicht flächendeckend umsetzbar ist, führt nur zu Unmut bei den betroffenen Eltern, der nicht selten in den Kommunen landet“, befürchtet Berghegger. Eine zeitliche Flexibilisierung bis hin zu einer Verschiebung des Rechtsanspruchs sei daher „ein realistischer und richtiger Ansatz“.
Der zweite Bericht der Bundesregierung zur Betreuung und Bildung von Grundschülern sieht einen Bedarf von mindestens 271.0000 zusätzlichen Betreuungsplätzen im kommenden Jahr, von bis zu 481.0
000 neuen Plätzen bis 2030. Der Städte- und Gemeindebund rechnet sogar mit einem Zusatzbedarf von 600.0000 Plätzen.
Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), rechnet mit verärgerten Eltern, die ihren Frust bei den Lehrkräften abladen, wenn sie keinen Ganztagsplatz für ihr Kind bekommen. „Diese möglichen Aggressionen von Schule abzuhalten, ist Aufgabe der Politik. Mit einem Rechtsanspruch, der tatsächlich eingelöst werden kann“, sagte Brand der „Bild“.
Das größte Problem beim Ganztagsausbau sind Personalengpässe.
„Wir beobachten, dass Kommunen, um dem Rechtsanspruch gerecht werden zu können, auf Vereine, Zivilgesellschaft, Kirchen und weitere Organisationen zugehen, um Personal zu entsenden“, kritisiert Brand. „Wenn die Kinder bereits an der Schule sind, ist es sinnvoll, nicht nur eine Beaufsichtigung zu gewährleisten, sondern gezielt pädagogische Anreize zu setzen, die sie auch in ihrem Lernen voranbringen.““
Eine andere Herausforderung sei der Platzmangel in den Schulen. „Während die östlichen Länder die Kriterien längst erfüllen und zum Beispiel ihren Schulbau seit Jahrzehnten darauf ausrichten, mangelt es in anderen Bundesländern schlicht an Räumen, die nicht schnell genug gebaut werden können.“
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