Vor genau einem Jahr startete das Modellprojekt Integration in der Zentralen Unterbringungseinrichtung Münster (ZUE). Zehn Partnerorganisationen arbeiten seitdem eng zusammen. Die Bezirksregierung Münster koordiniert das Vorhaben in enger Partnerschaft mit dem Polizeipräsidium Münster. Die gemeinsame Botschaft lautet: Integration gelingt besser, wenn von Anfang an viele Akteure mit anpacken – dann entstehen Verbindungen, Vertrauen und Perspektiven.
Nach zwölf ereignisreichen Monaten ziehen die Partner eine positive Bilanz. Die Polizei Münster bietet ein offenes Angebot zum Thema Rechtssystem an: 12-30 Teilnehmende pro Termin bei 7 Veranstaltungen. Außerdem gab es Schulungen zum Thema Opferschutz für die Mitarbeitenden der ZUE. In Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht Münster und der Polizei Münster läuft Verkehrserziehung und Verkehrsunterricht für Radfahrende, durchschnittlich 15 Teilnehmende bei 9 Terminen. Seit September gibt es außerdem ein Fußgängertraining für Kinder und Jugendliche mit rund 20 Teilnehmenden bei bisher 4 Trainings.
Das Fanprojekt FANport Münster der Outlaw gGmbH beteiligt sich mit Soccer-Training, bei dem etwa 4-7 Kinder und Jugendliche pro Einheit teilnehmen, dazu rund 30 Trainingseinheiten im Gesamtzeitraum. Zusätzlich dient ein allgemeines Sportangebot mit 7-12 Teilnehmenden pro Einheit als weitere Chance zur Bewegung, mit rund 20 Einheiten insgesamt.
IHK Nord Westfalen und die Handwerkskammer Münster bieten Perspektivberatungen zu Ausbildungsmöglichkeiten an: Insgesamt 74 Teilnehmende bei 4 Terminen. Die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster informierte und beriet Bewohnerinnen und Bewohner zu beruflichen Möglichkeiten in Deutschland; insgesamt 125 Teilnehmende bei 6 Terminen. Im Doppelprojekt SC Preußen Münster & Outlaw gGmbH FANport Münster standen Bewegungs- und Wertetraining im Mittelpunkt: Insgesamt 42 Teilnehmende bei 3 Terminen.
Im Rahmen der York-Quartierstage organisierte der Zentrenbeirat Gremmendorf die „Bauwerkstatt“: vier Tage, täglich rund 12 Teilnehmende. Die Fußballmannschaft „ZUE-Allstars“ zählt rund 20 aktive Spielerinnen und Spieler und hat bereits mehrere Spiele gegen örtliche Vereine bestritten, unter anderem am Grange Cup am 30. August 2025.
Regierungspräsident und Polizeipräsidentin betonen positive Entwicklung
„Die Entwicklung des Modellprojekts in seinem ersten Jahr ist ausgesprochen erfreulich“, betont Regierungspräsident Andreas Bothe. „Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen konnten wir bereits viele wertvolle Kontakte, Angebote und Perspektiven ermöglichen. Integration gelingt dort, wo Menschen sich begegnen und voneinander lernen – und genau das geschieht hier in Münster Tag für Tag.“
„Wir nutzen mit dem Modellprojekt die Chance, den Menschen zu zeigen, dass der Staat sich kümmert, dass der Staat Lösungen aufzeigt. Wir kümmern uns hier um eine der drängendsten Fragen unserer Zeit, die Integration von Geflüchteten. Wir probieren hier einen Weg und stellen fest – klappt ganz gut“, bilanziert Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf.
„Das Thema ist zu groß für einen alleine. Dafür braucht es Institutionen und Vereine aus der ganzen Gesellschaft. Wir arbeiten über Organisationsgrenzen hinweg, jeder mit seinem Beitrag. Wir als Polizei sind gerne dabei, um nachhaltig Kriminalität vorzubeugen. Das erste Jahr zeigt – wenn viele anpacken, kann etwas Gutes gelingen.“
Vielfalt unter einem Dach
Im Zentrum des Modellprojekts steht die Idee, die vorhandenen tagesstrukturierenden Angebote der ZUE Münster um gezielte berufs- und integrationsfördernde Bausteine zu erweitern. Dank des Engagements der Projektpartner entsteht ein vielfältiges Programm, das Geflüchteten Orientierung gibt, Alltagskompetenzen stärkt und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.
Die Projektpartnerinnen und -partner und ihre Angebote
Das Polizeipräsidium Münster eröffnet den Bewohnerinnen und Bewohnern der ZUE Austauschangebote zur Aufklärung über das Rechtssystem und vermittelt, dass die Polizei in Deutschland verlässlich, freundlich und gleichzeitig auch konsequent ist. Da viele Menschen in ihren Herkunftsländern andere Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben, gilt es, Vertrauen aufzubauen und zu halten. Weiterhin bietet die Polizei Verkehrserziehung sowie Weiterbildungen im Bereich „Opferschutz und häusliche Gewalt“ für die Betreuungsmitarbeitenden der ZUE.
Das Fanprojekt FANport Münster der Outlaw gGmbH ist von Beginn an beteiligt und bietet den Kindern und Jugendlichen der ZUE wöchentlich zwei Sportangebote. „Zum einen kicken wir dienstags in der Soccer-Halle, zum anderen führen wir freitags in einer Turnhalle in Gremmendorf ein Offenes Sportangebot durch. So wollen wir die Gesundheit der Kinder fördern und ihren Alltag abwechslungsreicher gestalten“, beschreibt FANport-Leiter Edo Schmidt die Ziele des Projekts. Hinzu kommt einmal im Monat ein Workshop- und Sportangebot am LVM-Preußenstadion in Kooperation mit dem SC Preußen Münster zur Wertevermittlung und zum Teambuilding.
Der SC Preußen Münster führt Werte- und Bewegungseinheiten für Kinder und Jugendliche im LVM-Preußenstadion durch. In Kooperation mit FANport und PulsM werden grundlegende demokratische Werte vermittelt und über Sport Brücken zu Wertevermittlung in einer Gesellschaft gebaut. Zudem unterstützt der Verein zur Förderung der Integration die Fußballmannschaft „ZUE Allstars“ und den GrAnge Cup. Geschäftsführer Philipp Deipenbrock betont: „Wir verstehen uns als Plattform und verbindendes Element für Dialog, Begegnung und Zusammenarbeit. Wir freuen uns, einen wertvollen Beitrag leisten zu können.“
Die Verkehrswacht Münster ergänzt die Angebote durch praxisnahe Verkehrserziehung und Verkehrsunterricht. In Zusammenarbeit mit der Polizei Münster sammeln die Teilnehmenden wichtige Erfahrungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr und erleben dabei Freude am Radfahren.
Kreishandwerkerschaft Münster und Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf ermöglichen Einblicke in verschiedene Handwerksberufe und unterstützen bei der Weiterentwicklung praktischer Fähigkeiten. Die IHK Nord Westfalen und die HWK Münster bieten Perspektivberatungen für Erwachsene – besonders für Mütter und junge Männer – um Zukunftsimpulse zu geben, unabhängig vom späteren Zuweisungsort.
„Dieses Projekt gibt uns die Chance, geflüchteten Frauen und vor allem jungen Männern frühzeitig Perspektiven zu zeigen – und ihnen einen Einblick zu geben, wie viele Chancen in unserem Ausbildungs- und Weiterbildungssystem stecken“, so IHK und HWK. Die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster informiert und berät Bewohnerinnen und Bewohner zu beruflichen Möglichkeiten in Deutschland und unterstützt sie konkret bei ihrem ersten Schritt in Richtung Ausbildung oder Arbeit. Bei Fragen zu Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen wird die Ausländerbehörde zugeschaltet.
Im vergangenen August konnten Bewohnerinnen und Bewohner der ZUE gemeinsam mit Nachbarinnen und Nachbarn aus dem York-Quartier in der Möbelwerkstatt des Zentrenbeirats Gremmendorf Sitzgelegenheiten für den öffentlichen Raum bauen.
Greifbare Integration
Nach einem Jahr steht fest: Das Modellprojekt Integration hat sich zu einer lebendigen Plattform für Begegnung, Bildung und Zusammenarbeit entwickelt. Es zeigt, wie gemeinsames Engagement auf lokaler Ebene Integration konkret und greifbar macht. Fortlaufend sind weitere Partnerinnen und Partner eingeladen, sich dem Netzwerk anzuschließen – denn Integration gelingt nur gemeinsam. Fortlaufende Informationen und eine aktuelle Übersicht über die Angebote der Partnerinnen und Partner finden sich auf der Projektseite der Bezirksregierung Münster unter folgendem Link: https://url.nrw/modellprojekt_integration