Startup ist nicht Startup: Brutalo-Kapitalismus gegen nachhaltige Problemlösungen

Lieferschnelldienst Gorillas: Im Ranking der sinnlosesten Startups ganz vorne

(digitaldaily). Ein Unternehmen wie Gorillas steht in der Startub-Szene für die dunkle Seite der Macht: Gegründet als Kopie eines umstrittenen US-Unternehmens, operativ aufsetzend nicht etwa auf eine mit Schweiß und Inspiration gebaute eigene Software, sondern mit einer eingekauften Lösung aus dem Libanon.  Dazu ein Geschäftsmodell („Dein rechtsdrehender Joghurt wird Dir in 9 Minuten in die Wohnung gebracht“), das volkswirtschaftlich und gesellschaftlich überflüssig ist, was offenbar auch immer mehr Top-Manager  dort erkennen. Und wehe die verheizten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen eine Personalvertretung gründen: dann wird vom Gründer sofort mit schweren juristischen Geschützen geschossen, um diesen unziemlichen Angriff zu verhindern. Bräuchte man noch Belege dafür, dass Startups oft weder sozial noch nachhaltig noch sinnvoll sind, dann wäre Gorillas aktuell das beste Beispiel dafür. 


Startup geht auch anders: Wirtschaftlich sehr erfolgreich und gesellschaftlich sinnvoll. Gro Intelligence ist ein Analyse-Startup, das Systeme der künstlichen Intelligenz für Lösungen in den Bereichen Ernährungssicherheit und Klimastabilität einsetzt. In diesem Jahr konnte eine zweite Runde Kapitalsuche erfolgreich abgeschlossen werden, mit 85 Millionen US-Dollar. Sara Menker, eine in Äthiopien geborene ehemalige Rohstoffhändlerin der Wall Street, gründete Gro Intelligence 2014 in Kenia, um eine Lücke in der Welt der landwirtschaftlichen Daten zu schließen. Das Start-up wertet riesige Datensätze und Faktoren aus, die sich auf die Nahrungsmittelproduktion auswirken: von Ernteerträgen und Bodenqualität bis hin zu klimatischen Faktoren. Mit Billionen von Datenpunkten, die von verschiedenen Märkten auf der ganzen Welt gesammelt werden, ist das Unternehmen in der Lage, Nachfrage, Angebot und Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu prognostizieren.

Von der Wallstreet-Händlerin zu einer der weltweit wichtigsten Gründerinnen: Sara Menker.

Menker’s Gro Intelligence ist die weltweit erste Big-Data-Plattform für Landwirtschaft und Klimarisikomodellierung. Die CEO nennt Ernährungssicherheit und Klimarisiken als „existenzielle Chancen“, die von Gro angegangen werden müssen. Die neuen Mittel werden eingesetzt, um die weltweite Präsenz des Unternehmens zu erhöhen und für jeden Standort spezifische Erkenntnisse über Lebensmittel und Klima zu liefern.

Die Büros von Gro befinden sich in Nairobi, wo das Unternehmen gegründet wurde, und in New York, wo Menker ansässig ist. Die große Bewährungsprobe musste das Big data – Unternehmen 2020 bestehen: Nach den zerstörerischen Heuschreckenausbrüchen in Ostafrika, Somalia und Südsudan brauchte die internationale Gemeinschaft unbedingt verlässliche Daten um zu prognostizieren, wie sich die biblische Plage auf die Lebensmittelversorgung in Afrika auswirken würde.

Solche Katastrophen führen zu einer Verzerrung der Anbausaison, dezimieren die Lebensgrundlage der Landwirte und erhöhen die Gefahr von Massenhunger, wenn Lebensmittel knapp werden. In Äthiopien ergaben die Daten von Gro über die Schäden an den Anbauflächen, dass bei wiederholten Heuschreckenangriffen mit Verlusten von bis zu 5 Milliarden Dollar bei den Grundnahrungsmitteln zu rechnen ist.

 


Wolfgang Zehrt, Berlin